Pferde und Hafer gehörten noch vor 50 Jahren für die meisten Reiter und Pferdemenschen zusammen. Doch heute ändert sich die Pferdefütterung zunehmend und vermehrt wird auf getreidefreies Pferdefutter gesetzt. Grund dafür sind veränderte Anforderungen an die Tiere und das vermehrte Auftreten von Stoffwechselkrankheiten.
Warum werden Pferde mit Getreide gefüttert?
Denken wir an die wenigen Wildpferde oder verwilderten Pferde, die es heute noch gibt, so finden wir auf deren Speisezettel kein Getreide.
Wildpferde ernähren sich von Gras, dessen Nährwertgehalt sich saisonal verändert, von Kräutern, Pflanzenteilen, Moosen und gelegentlich fressen sie mineralienhaltige Erden.
Getreide kommt hier nicht vor oder besser gesagt, es bereichert den Speiseplan der Pferde durch seine Urform: Gräser.
Reife Gräser tragen in ihren Fruchtkapseln das, woraus wir Menschen im Laufe von Jahrtausenden Korngetreide wie Hafer, Gerste oder Weizen züchteten. Nur ist der Stärkegehalt von natürlichen Grassamen nicht mit dem der Kulturgetreidesorten vergleichbar.
Getreide wurde das überwiegende Pferdefutter, als die Tiere domestiziert und stärker beansprucht wurden. Ein freies Pferd bewegt sich fast nur im Schritt und nur im Ausnahmefall (Flucht, Spiel, Balzverhalten) im Trab und Galopp.
Menschen verlangten den Pferden höhere Leistungen ab, folglich mussten Pferde mehr Energie durch Futter aufnehmen. Da Heu und Gras den Bedarf in diesen Fällen oft nicht mehr decken konnte, bekamen die Tiere Hafer beziehungsweise im Orient Gerste.
Heute vollbringen nur noch wenige Pferde Höchstleistungen, wie Kutschen zu ziehen, tonnenschwere Bierkarren zu bewegen oder ihre Reiter den ganzen Tag über Stock und Stein zu tragen. Die einzigen Pferde, die heute noch hohe Leistungen erbringen, sind einige wenige Arbeitspferde sowie Sportpferde.
Welche Probleme können bei der Fütterung mit Getreide auftreten?
Früher war Hafer das typische Pferdefutter in unseren Breiten, dann setzten sich die hochblütigeren Pferdetypen durch und damit kam die Gerste auf den Speiseplan von Hauspferden.
Diese Körner und Getreidearten stehen heute auf dem Speiseplan von Hauspferden:
- Hafer
- Gerste
- Mais
- Dinkel
- Reis
- Soja.
Viele Pferdehalter wollen ihren Tieren das Beste füttern und greifen zu neuen und modernen Mischungen und Rohstoffen. Nicht immer sind sich Experten einig, ob dies den Pferden wirklich zuträglich ist.
Alle diese Futtermittel haben den hohen Stärkegehalt gemeinsam. Stärke besteht aus Kohlenhydraten und diese liefern Pferden schnell verfügbare Energie. Der Organismus von Säugetieren baut Stärke zu Zucker ab. Braucht das Pferd diese Turboenergiequelle nicht, wird Zucker in Form von Fett eingelagert. Zuckerüberschüsse stören zudem den Stoffwechsel, können die Nieren schädigen und begünstigen Allergien.
Stärkegehalt von Pferdenahrung im Vergleich:
- Heu: 1,7 %
- Deutsches Weidegras: 4 %
- Hafer: 39 %
- Wintergerste: 53 %
- Mais: 62 %
Schaut man sich diese Mengen an, wird schnell klar, wie viel Energie einem Pferd durch Korn-Nahrung zugeführt wird.
Familien- und Freizeitpferde, Ponys, Pferdesenioren und Jungpferde sind mit solchen Nährgehalten völlig überfordert. Dass es diesbezüglich ein großes Problem gibt, zeigen immer mehr übergewichtige Pferde, zunehmende Stoffwechselstörungen sowie das Equine Metabolische Syndrom, Hufrehe und Cushing.
Was ist die getreidefreie Pferdefütterung genau?
In der getreidefreien Fütterungen verzichten Reiter und Pferdefreunde komplett auf die zusätzliche Gabe von Körnern.
Viele Pferdebesitzer sind inzwischen von alleine darauf gekommen, dass ihre Pferde keinen Bedarf an Kraftfutter haben. Andere stellen auf getreidefreies Pferdefutter um, nachdem ihre Tiere Probleme bekommen haben.
Neben den bereits genannten Stoffwechselstörungen kann zu viel Getreide auch dafür sorgen, dass ein Pferd durch den chronischen Energieüberschuss reizbar, geladen oder unkontrollierbar wird.
Viele Pferdehalter möchten oder können aber trotzdem nicht darauf verzichten, ihren Tieren ein Müsli anzubieten. Manchmal wäre es in einer Gruppe ungerecht, wenn nur ein Pferd mit wenig Arbeit oder Jungpferde zur Fütterungszeit nichts bekommen. Dann ist getreidefreies Pferdefutter die perfekte Alternative zu Hafer, Gerste und getreidehaltigen Müslis.
Getreidefreies Pferdefutter darf dabei nicht als eine inhaltslose Speise verstanden werden. Viele der Müslis enthalten wertvolle Komponenten für Pferde, die in der heutigen Grundfütterung mit Heu und Gras zu kurz kommen:
- Kräuter
- faser- und strukturreiche Gräser
- Trockengemüse
- Trockenobst
- Mineralien und Vitamine.
Getreidefreies Pferdefutter gibt es aber nicht nur in Form von Müsli. Mittlerweile werden viele verschiedene Arten getreidefreies Pferdefutter angeboten. Die LEXA Tierernährung bietet z.B. auch Leckerlis in Pelletform für zwischendurch an und es gibt auch maßgeschneidertes Futter für einige Pferdetypen.
Wann ist getreidefreies Pferdefutter nicht sinnvoll?
Ein Pferd, das jeden Tag anspruchsvoll gearbeitet wird und an Turnieren teilnimmt, hat einen Bedarf an zusätzlicher Energie.
Ein Freizeitpferd in der Regel nicht. Das ist meistens selbst dann der Fall, wenn das Pferd täglich einen normalen Ausritt geht. Die Energie aus Gras und Heu reicht vollkommen aus.
Selbst bei Schulpferden ist es strittig, ob sie wirklich Kraftfutter brauchen. Werden diese Pferde mit Gras, hochwertigem Heu und einer Mineralienmischung gefüttert, reicht das in der Regel aus.
Leistungspferde wie professionelle Kutschpferde, Spring- und Dressurpferde, Sportpferde anderer Disziplinen, Distanzpferde, Arbeitspferde (z.B. Rückepferde) und Zuchtstuten haben einen zusätzlichen Bedarf an Energie und vertragen kornhaltiges Kraftfutter meistens sehr gut.
Während des Muskelaufbautrainings bei Jungpferden oder Tieren, die aus einer Pause kommen, kann ein gutes getreidehaltiges Futter gemeinsam mit hochwertigen Mineralien Wunder bewirken.
Ein zu schlankes oder gar abgemagertes Pferd mit Getreide dick zu füttern, funktioniert nicht immer. Neben der reinen Stärke brauchen solche Pferde große Mengen hochwertige Faser, um Gewicht zuzulegen.
Hat ein Pferd aufgrund von Problemen mit dem Stoffwechsel oder Darm abgenommen, kann eine zusätzliche Gabe von Kraftfutter mehr stören als helfen.
Leider ist es auf den ersten Blick immer nicht so leicht zu erkennen, was einem Pferd wirklich guttut und was nicht. Hier helfen nur enge Kooperation mit Ernährungsexperten, Tierärzten und erfahrenen Pferdemenschen sowie Ausprobieren und das Beobachten des Gesundheitszustandes des Pferdes.
Getreidefreies Pferdefutter – das Fazit
Neue Futtermittel ganz ohne Getreide wurden vor allem für Pferde entwickelt, die sich nur sehr wenig bewegen und von denen keine größeren Leistungen verlangt werden. Freizeit- und Robustpferde haben in der Regel keinen Bedarf an zusätzlicher Energie.
Wer seinem Pferd zu viel Getreide zufüttert, riskiert neben Verhaltensproblemen auch schwere Stoffwechselerkrankungen sowie Übergewicht. Getreidefreies Pferdefutter gibt es u.a. als Müslimischung passend für viele Pferdetypen und angereichert mit Mineralien, Kräutern und wichtigen Nährstoffen.